Die Uni, an der ich jetzt in Peking Chinesisch studiere, heißt „Beijing Hua Wen Xue Yuan“ – „Beijing Chinese Culture and Language College“ und ist eigentlich echt gut. Gefällt mir doch sehr.
…Wobei es so einige sonderbare, nicht unbedingt tolle, aber irgendwie auch witzige, Eigenarten auf dem Campus gibt. Hier mal ein paar davon:
# Was ich schon erwartet hatte: Die Chinesische (und auch Uni) Internetkontrolle. Auf Facebook, meinen Blog, Youtube, manchmal sogar Google, etc. solche Seiten hat man keinen Zugriff, das wird sofort abgeblockt. Heißt, man muss auf die jeweilige chinesische Version davon ausweichen (zb. Youtube = Youku).
# Bisher gab es auf dem ganzen Uni-Gelände kostenloses, schnelles Wifi, überall zugänglich. Seit neustem gibt es leider für jeden Schüler einen Account mit Passwort. Pro Monat hat man zusätzlich nur unglaubliche 5 GB zur Verfügung, wenn die verbraucht sind (was nach ein paar Videos, etc. sehr schnell geht) muss man draufzahlen. 1 GB kostet noch dazu ganze 10 Yuan. (ca. 1,20 €).
(-> Nach vielen Diskussionen und großer Unzufriedenheit aller Wohnheim Bewohner wurde das Limit jetzt auf 10 GB pro Monat hochgeschraubt.)
# Auf dem Campus befinden sich, neben den ganzen anderen Einrichtungen 4 große Gebäude, die alle gleich aussehen: die Wohnheime. Direkt neben der Eingangstür zum Wohnheim (Männer und Frauen getrennt) ist ein kleines Zimmerchen, in dem rund um die Uhr eine Lehrerin, bzw. ein Lehrer sitzt und mit strengen Blicken kontrolliert, wer ein und aus geht. Gehen in der Uni irgendwelche Gerüchte, Klatsch, Tratsch und Lästereien herum, kann man sich ziemlich sicher sein, dass die Wächter darüber am besten informiert sind.
# Unten an der Eingangstür des Wohnheims hängt ein Zettel, auf dem folgendes steht: „Zutritt für Männer verboten“. (Bei den Männern sind natürlich die Frauen verboten) Bisher war das trotzdem in Ordnung, aber natürlich nur bis 23:00 Uhr. Wobei der Männer-Wohnheim-Wächter da wohl öfters auch mal Ausnahmen macht.
# Man kommt in das Wohnheim-Gebäude nur von 7:00 – 23:00 Uhr, ausserhalb dieser Zeit wird die untere Eingangstür abgeschlossen. Wenn man zu spät kommt, hat man also ein Problem. Einmal kam ich zu spät, ganz am Anfang, als ich hier noch neu war und von der Regelung noch nichts wusste. Gegen 00:30 Uhr stand ich erst an der Tür und wollte schlafen gehen, aber die Tür war abgeschlossen und ich stand in der Kälte. Dann hab ich wie verrückt an das Fenster der „Wächterin“ geklopft und sie hat mir glücklicherweise irgendwann geöffnet. Ich musste daraufhin aber meinen Namen in ein Büchlein schreiben. Zunächst dachte ich mir nicht viel dabei, bis ich von anderen Studenten folgendes erfuhr: Anscheinend werden die Eltern des Studenten angerufen, wenn der Name öfter als 2 Mal in dem Büchlein steht. (Die Eltern?! Ich bin 20 Jahre alt und zähle zu den jüngeren Studenten, die meisten sind über 22, es gibt nur 5 unter 18.)
# Morgens, wenn wir Studenten im Unterricht sind, kommt die Wächterin, bzw. der Wächter bei den Männern, von unten in die Zimmer (sie/er hat eine Karte für jedes Zimmer) und kontrolliert, ob wir auch wirklich nicht noch im Zimmer sind und schwänzen wollen. Befindet man sich tatsächlich noch in seinem Zimmer wird man energisch gefragt, was man dort noch tut. Auf die Antwort, man sei krank wird oft sogar Fieber gemessen.
# Die Wächterin, bzw der Wächter kontrolliert dabei gleichzeitig auch noch, ob das Zimmer sauber und aufgeräumt ist. (Das alles in unserer Abwesenheit) Jeden Monat gibt es dann einen Preis für das sauberste, am besten aufgeräumte Zimmer (ca. 15 Yuan).
…Übrigens wohnen auch sehr viele Lehrer in den Wohnheimen, nur ein paar Stockwerke über den normalen Studenten. Was ich noch nicht herausgefunden habe ist, ob von denen auch die Zimmer kontrolliert und die Eltern angerufen werden…?